Landschloß Pirna – Zuschendorf öffnet ab Dienstag
Wie soll man nun beginnen, ohne dass es gar so wunderlich klingt? Mitten im Juni kann endlich die im November 2020 aufgebaute Weihnachtsausstellung besichtigt werden? Geht der Kontrast noch größer und wollen die Leute mitten im Sommer etwas vom Winter sehen? Aber so verrückt sind nun mal die Zeitläufe. Immer in der Hoffnung, dass wir sie doch noch zeigen können, haben wir wenigstens zwei Räume im Schloss noch nicht abgebaut. Dort stehen die Leihgaben der Schau, die wir auf ewig und ungesehen zurückgeben müssen.
Lichterhäuser – Geborgenheit und Wärme im Erzgebirge
Das Thema der Ausstellung war: „Lichterhäuser – Geborgenheit und Wärme im Erzgebirge“. Vor allem in zwei Orten, Olbernhau und Wünschendorf, entstanden Lichterhäuser aus Papier und Pappe und verbreiteten mit darin stehenden Kerzen oder Lämpchen ein anheimelndes Gefühl an dunklen und kalten Winterabenden.
Mit Schlageisen wurden Fenster, Türen und andere Formen ausgestanzt; Papiere mit farbigen Fassaden darauf geklebt und Fenster mit bunten Papieren hinterklebt. Zusammengebaut, auf Brettchen montiert, mit Borten und geprägten Pappen versehen, mit Glitzerschnee bestreut, mit Männeln, Tieren, in der Natur gesammelten Moosen, Zapfen, Heidekraut und anderem Floralen verschönt, so schufen die „Häuslebauer“ ihre phantasievollen Werke. Das war Arbeit für die ganze Familie. Wenn alles fertig war, schulterte der Vater die hoch im Korb aufgebauten Häuschen und trug sie zum Verleger.
Die seit 1898 in Olbernhau bekannte Fertigung wird im Salon des Schlosses als Winterlandschaft gezeigt. Das Sortiment des letzten Wünschendorfer Häuslebauers Willy Dähnert kann in gestalteten Vitrinenkisten besichtigt werden. Im gleichen Raum wird der Arbeitsplatz eines „Papphäuslebauers“ zu sehen sein. Da wurde gestanzt, geschnitten, geklebt, gemalt und gedrechselt.
Als liefe die Zeit rückwärts, wird der Besucher, wenn er das Schloss betritt, zuerst im Festsaal in eine Frühlingsszenerie versetzt, bevor er beim Weitergehen das Reich des Winters erreicht. Dort aufgebaut steht noch die wichtigste Szene der Kamelienschau. Auch diese haben wir aufgebaut und nicht zeigen dürfen. Frei nach Goethes Osterspaziergang vertreibt der Frühling den knorrigen Winter. Junge Florinen tanzen vor der Stadt im Sonnenschein. Die dazu gedachte Frühlingswiese musste nun mit künstlichen Kamelienblüten bestückt werden. Denn die echten Kamelien sind natürlich längst verblüht.
Diese kleine Rückschau auf „Verpasstes“ wird nur eine kurze Reminiszenz sein und bis 4. Juli dauern. Dann schließen sich die Tore des Schlosses zum Aufbau der Hortensienschau wieder.