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Die Krabatsage

Krabat in Schwarzkollm

Als Kra­bat von Armut getrie­ben durchs Land zog, geriet er nach Schwarz­kollm. Im Traum hör­te er die Rufe eines Raben, er sol­le in den Kosel­bruch in die Schwar­ze Müh­le nach Schwarz­kollm kommen.

Von Neu­gier getrie­ben und alle War­nun­gen der Bevöl­ke­rung igno­rie­rend, trat er wie wil­len­los in den Dienst des Schwar­zen Mül­lers. Es schien ein gro­ßes Geheim­nis, um die­se Müh­le in Schwarz­kollm zu geben. Kra­bat bemerk­te schnell, dass der Schwar­ze Mül­ler ein Zau­ber­meis­ter der schwar­zen Magie ist. Der All­tag in der Müh­le bedeu­te­te für Kra­bat har­tes Arbei­ten unter dem stren­gen uner­bitt­li­chen Meis­ter. Nur Ton­da, der Alt­ge­sel­le, half Kra­bat die ers­ten Mona­te in der Müh­le zu über­ste­hen. Ihm und sei­nen elf Mit­ge­sel­len wur­de nicht nur das Müh­len­hand­werk gelehrt, son­dern auch die schwar­ze Magie.

Krabat Rabe Einer von 12 Raben
Kra­bat Rabe – Einer von 12 Raben

Der Schwarze Müller und seine Magie

Der Schwar­ze Mül­ler nutz­te die Magie oft zu sei­nem Vor­teil und setz­te ohne Reue und Beden­ken das Leben sei­ner Gesel­len aufs Spiel. Kra­bat war wiss­be­gie­rig. Er lern­te schnell das Müh­len­hand­werk und auch das Zau­bern, z.B. wie man die Magie zur Erleich­te­rung der Arbeit ein­setz­te, wie man sich durch Zeit und Raum bewegt und wie man sich in einen Raben ver­wan­delt. Es dau­er­te nicht lang und Kra­bat war dem Schwar­zen Mül­ler in Stär­ke und Wis­sen der Magie über­le­gen. Das miss­fiel dem Schwar­zen Mül­ler und Kra­bat wuss­te, dass ihm der böse Zau­be­rer nun nach dem Leben trach­te­te. Der Schwar­ze Mül­ler „opfer­te“ jedes Jahr in der Sil­ves­ter­nacht einen sei­ner Gesel­len, um selbst wei­ter leben zu können.

Düs­ter und schwermütig war das Leben der Zau­ber­lehr­lin­ge, von denen jedes Jahr einer gegen den Meis­ter antre­ten muss­te. Zuvor durf­te er sich sein eige­nes Grab schau­feln. Schon vie­le Gesel­len hat­ten auf mys­te­riö­se Art und Wei­se den Tod im Mühl­bach oder im Was­ser­rad gefun­den. Doch Kra­bat kann­te einen Schutz vor der Macht des bösen Mül­lers. Die Lie­be eines Mäd­chens. Dazu muss­te die Kan­tor­ka, das Mäd­chen das er lieb­te, in der Sil­ves­ter­nacht zur Müh­le kom­men und Kra­bat frei­bit­ten. Erkennt sie ihn unter allen 12 Gesel­len, die als Raben ver­wan­delt sind, ist er frei, der Mül­ler stirbt und der böse Bann der Müh­le ist gebro­chen. Erkennt sie ihn nicht, müs­sen bei­de sterben.

Krabat hat die Schwarze Mühle befreit

Nach sei­ner Befrei­ung aus der Schwar­zen Müh­le setz­te Kra­bat sei­ne magi­schen Kräf­te zum Guten ein, für sei­ne Fami­lie und die armen Bau­ern der umlie­gen­den Ort­schaf­ten. Er leg­te Sümp­fe tro­cken, mach­te kar­ge und sump­fi­ge Böden frucht­bar und bewäs­ser­te ver­dor­re­ne Saa­ten. Auch spiel­te er den gut betuch­ten Men­schen, die ande­re Men­schen für sich aus­nutz­ten oder einen schlech­ten Cha­rak­ter hat­ten, Strei­che. Er ver­wan­del­te sich in Pracht­ex­em­pla­re von Tie­ren und ließ sich für teu­res Geld ver­kau­fen um sich dann auf mys­te­riö­se und ver­spot­ten­de Wei­se aus dem Staub zu machen.

In sei­ner Hei­mat ist er als guter Zau­be­rer im Gedächt­nis der Men­schen geblie­ben. Kra­bat ist eine zeit­lo­se Geschich­te von Freund­schaft und Ver­rat, Unter­drü­ckung und Frei­heit sowie Lie­be und Tod in der am Ende das Gute über das Böse siegt.

Text mit freund­li­cher Geneh­mi­gung einer Prä­sen­ta­ti­on v. Schwarz­kollm entnommen.

Der Krabat – eine Sagengestalt oder doch wahrhaftig?

Die Legen­de des guten Zau­be­rers Kra­bat, auch sor­bi­scher Faust genannt, geht auf Johann von Scha­dowitz (* 1624 in Agram, † 1704 in Groß Sär­chen) zurück. Er war kroa­ti­scher Her­kunft und dien­te beim säch­si­schen Kur­fürs­ten Johann Georg III. als Ritt­meis­ter der Kavallerie.

Wegen sei­ner Ver­diens­te wäh­rend des gro­ßen Tür­ken­krie­ges, erhielt von Scha­dowitz vom Kur­fürs­ten das Gut Sär­chen (heu­te Groß Sär­chen) geschenkt.

Wegen sei­nes impo­san­ten und welt­ge­wand­ten Auf­tre­tens sorg­te er für Auf­se­hen. Die Bau­ern nann­ten ihn “Kroat” – sor­bisch “Chor­wat” – wor­aus spä­ter “Kra­bat” entstand.

Sein umfang­rei­ches Wis­sen, u.a. in der Land­wirt­schaft, gab er an die Bau­ern wei­ter. Sär­chen erleb­te wäh­rend sei­ner Herr­schaft eine Blü­te­zeit. So sprach man ihm bald magi­sche Kräf­te zu und im Lauf der Zeit ent­span­nen sich ver­schie­de­ne Sagen und Legen­den rund um sei­ne Per­son. Er starb 80-jäh­rig in Särchen.

Sei­ne Ruhe­stät­te ist bis heu­te in der katho­li­schen Kir­che von Wit­ti­chen­au erhalten.