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Dresden Hosterwitz

„Oh Hosterwitz, oh Ruhe! Ruhe!“

So beschrieb Carl Maria von Weber im 19. Jahr­hun­dert den klei­nen Ort am Ufer der Elbe. Wor­te, die den Dresd­ner Stadt­teil auch heu­te noch tref­fend cha­rak­te­ri­sie­ren. Idyl­lisch zwi­schen Pill­nitz und Nie­der­poy­ritz gele­gen, mit lie­be­voll gepfleg­ten Anwe­sen, einer bezau­bern­den Kir­che, direkt an der Elbe und doch nicht weit vom pul­sie­ren­den Leben der Groß­stadt ent­fernt – so emp­fängt Hos­ter­witz sei­ne Gäste.

Dem Wan­de­rer sei ein Besuch des wild­ro­man­ti­schen Kepp­grun­des emp­foh­len. Der Kepp­grund­weg führt steil empor und auf dem Weg wird man stets vom Plät­schern des Kepp­ba­ches beglei­tet. Vor­bei an attrak­ti­ver Bebau­ung inmit­ten traum­haf­ter Natur gelangt man auf den „Zucker­hut“, einer 220 m hohen Anhö­he. Ihren Namen ver­dankt sie ihrer typi­schen Form. Von hier aus hat man, Hos­ter­witz zu Füßen, einen fan­tas­ti­schen Blick über das Elb­tal bis in die Säch­si­sche Schweiz hin­ein. Wer mag, kann sich von hier aus auf einen Abste­cher in das Hoch­land begeben.

Aus einer sla­wi­schen Ansied­lung ent­stan­den, fin­det der Ort Hos­ter­witz im Jah­re 1406 unter dem Namen „Hos­ten­bricz“ erst­mals urkund­li­che Erwäh­nung. Doch die Besied­lung der Gegend erfolg­te bereits viel frü­her, wie alte Aus­gra­bungs­fun­de bele­gen. Unse­re Vor­fah­ren ver­ding­ten sich hier als Fischer und Schiffer.

An den Hos­ter­wit­zer Elb­hän­gen wur­de lan­ge Zeit umfang­rei­cher Wein­bau betrie­ben. Den Anbau been­de­te man erst Ende des 19. Jahr­hun­derts, als die Reb­laus gan­ze Hän­ge ver­nich­te­te. Außer­dem wur­de das Gebiet belieb­ter Bau­grund, denn ab dem 19. Jahr­hun­dert zog es die Dresd­ner Bür­ger­schaft auf der Suche nach Ruhe und Ent­span­nung mehr und mehr in den klei­nen Ort. Anwe­sen mit Som­mer­häu­sern entstanden.

Aber auch der Adel schätz­te die Roman­tik und Ruhe des Ortes von jeher. So weil­te u. a. auch Prin­zes­sin Mat­hil­de, Her­zo­gin zu Sach­sen, wäh­rend der Som­mer­mo­na­te mit ihrem Gefol­ge in Hos­ter­witz. Ab 1919 sie­del­te sie gänz­lich in das Som­mer­haus ihres Vaters, König Georg von Sach­sen, um und wohn­te hier bis zu ihrem Tode. Im Jah­re 1950 wur­de Hos­ter­witz nach Dres­den eingemeindet.

Naturwissenschaftliche Glaskunst – die Blaschkas in Hosterwitz

Leo­pold (1822 – 1895) und Rudolf (1857 – 1939) Blasch­ka, Vater und Sohn, kamen ursprüng­lich aus Nord­böh­men. Die Glas­kunst hat­te in der Fami­lie bereits seit eini­gen Jahr­hun­der­ten Tra­di­ti­on. 1863 zog die Fami­lie nach Dres­den, wo Leo­pold Blasch­ka gra­zi­le Glas­blu­men und –pflan­zen in Ori­gi­nal­grö­ße und nach eige­nen Vor­la­gen für das Natur­his­to­ri­sche Muse­um her­stell­te. Außer­dem fer­tig­te er Glasaugen.

Zusam­men mit sei­nem Sohn Rudolf, der die Kunst­fer­tig­keit im Umgang mit Glas eben­so von sei­nem Vater erb­te, wie die Begeis­te­rung für Natur­wis­sen­schaf­ten, wur­den sie welt­weit bekannt. Sie fer­tig­ten in einem eigens ent­wi­ckel­ten Ver­fah­ren – dem soge­nann­ten Glas­spin­nen – feins­te ori­gi­nal­ge­treue Glas­mo­del­le von wir­bel­lo­sen Tie­ren als Lehr­mit­tel für euro­päi­sche Uni­ver­si­tä­ten und Gymnasien.

1887 zog die Fami­lie nach Hos­ter­witz. Hier besuch­te sie Pro­fes­sor Geor­ge Lin­coln Goo­da­le, Direk­tor des Bota­ni­schen Muse­ums der Har­vard Uni­ver­si­tät, nach­dem er in Bos­ton auf die glä­ser­nen Kunst­wer­ke auf­merk­sam gewor­den und von den natur­ge­treu­en Meis­ter­wer­ken begeis­tert war. Er woll­te die Blasch­kas dafür gewin­nen, für sein Muse­um Pflan­zen­mo­del­le zu fer­ti­gen. Nach lan­gen Ver­hand­lun­gen stimm­ten Vater und Sohn zu. Die Fer­ti­gung von Pflan­zen erfor­der­ten umfang­rei­che neue Stu­di­en und wis­sen­schaft­li­che For­schun­gen. Spä­ter fer­tig­ten die Blasch­kas aus­schließ­lich Model­le aus der Pflan­zen­welt für das Muse­um in Harvard.

Als Rudolf Blasch­ka am 1.5.1939 in Hos­ter­witz ver­starb, nahm er die Geheim­nis­se der Fami­li­en­kunst mit ins Grab. Sei­ne Ehe war kin­der­los geblie­ben und bei­de Blasch­kas hat­ten nie­mals Lehr­lin­ge ausgebildet.

Seidenraupenzucht in Hosterwitz – das Plantagengut

Mit­te des 18. Jahr­hun­derts kauf­te Pre­mier­mi­nis­ter Reichs­graf von Brühl das Hos­ter­wit­zer Gut, wel­ches in der Vor­zeit ver­schie­de­nen Eigen­tü­mern gehör­te und stets ver­grö­ßert wur­de. Er ließ hier Tabak anbau­en und errich­te­te sogar eine ver­ar­bei­ten­de Fabrik. 1752 trat er das Grund­stück an das Säch­si­sche Königs­haus ab. Der Tabak­an­bau wur­de eingestellt.

1754 schlug die säch­si­sche Regie­rung die Errich­tung einer Maul­beer­baum­plan­ta­ge und einer Sei­den­rau­pen­zucht vor, von der sie sich gro­ße Gewin­ne erhoff­te. Den Bewoh­nern wur­de der Umgang mit den Bäu­men und Rau­pen gelehrt. Bald stan­den eine Viel­zahl Maul­beer­bäu­men auf der Plan­ta­ge, die Sei­den­rau­pen wur­den im Haupt­gut gezüch­tet, wo sich auch die Sei­den­spin­ne­rei befand. Die Plan­ta­ge wur­de nun Plan­ta­gen­gut genannt. Um- und Neu­bau­ten zur Ver­bes­se­rung der Zucht­be­din­gun­gen wur­den rea­li­siert. Nach gro­ßen Beschä­di­gun­gen wäh­rend des Elbe­hoch­was­sers von 1799 wur­de die Sei­den­rau­pen­zucht nicht wei­ter fortgesetzt.

Camil­lo Graf Mar­co­li­ni, kur­fürst­li­cher könig­lich säch­si­scher Ober­stall­meis­ter und Gehei­mer Rat, über­nahm das Gelän­de in Erbpacht.

Meh­re­re Besit­zer spä­ter erbau­te Ban­kier Tho­de eine Vil­la am Ufer der Elbe, die heu­te noch teil­wei­se erhal­ten ist. Vom Plan­ta­gen­gut ist außer­dem noch das Remi­sen­ge­bäu­de erhal­ten geblieben.

Wir dan­ken Herrn Sieg­hart Pietzsch für die freund­li­che Unter­stüt­zung.
Dem Inter­es­sier­ten sei sein Buch emp­foh­len: „Chro­nik von Hos­ter­witz – 1406 – 2006“

Dresden Hosterwitz

Pillnitzer Landstraße 313
01326 Dresden OT Hosterwitz

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