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Dresden Weißer Hirsch

Am Anfang stand die Schänke „Zum Weißen Hirsch“

Mit Erschei­nen des Buches „Der Turm“ von Uwe Tell­kamp im Jahr 2008 weck­te der Dresd­ner Stadt­teil Wei­ßer Hirsch erneut das Inter­es­se vie­ler Tou­ris­ten, aber auch der Dresd­ner Einwohner.

Davon zeu­gen die gut besuch­ten Füh­run­gen durch die­sen Stadt­teil. Was ist das Beson­de­re die­ses Ortes, der 100 Jah­re nach sei­ner Blü­te­zeit immer noch einen Mythos besitzt?

Am Anfang stand die Schän­ke „Zum Wei­ßen Hirsch“, der 1726 vom Kur­fürs­ten der Sta­tus „kanz­lei­schrifts­äs­si­ges Gut“ ver­lie­hen wur­de. Die Stol­pi­sche Stra­ße, heu­te die Baut­z­ner Land­stra­ße in leicht ver­än­der­tem Ver­lauf, war lan­ge Zeit der ein­zi­ge Ver­bin­dungs­weg in Rich­tung Osten. Sie und die Lage der Guts­ge­mein­de am Ran­de der Dresd­ner Hei­de bestimm­ten die wei­te­ren Geschi­cke des Ortes.

Sommerfrische und Kurort

Als Ende des 18. Jahr­hun­derts die Land­stra­ßen aus­ge­baut und das Post­we­sen ver­bes­sert wur­den, die Mobi­li­tät der Bür­ger stieg und das Natur­ge­fühl der Städ­ter erwach­te, wur­de der Wei­ße Hirsch Aus­flugs­ziel und Som­mer­fri­sche für die Dresd­ner Bür­ger. Sie ver­ban­den ihre Besu­che gern mit einer Bade­kur im 1866/67 von Theo­dor Leh­nert erbau­ten Frei­d­a­bad der Grund­stein für die Ent­wick­lung des Ortes zum Kur­ort war gelegt.

Es war der Sei­fen­fa­bri­kant M. Lud­wig Künt­zel­mann, der die­sen Umschwung und das Poten­ti­al des Ortes erkann­te. Er kauf­te 1872 das Gut und teil­te die Guts­fel­der in Par­zel­len auf. „Eine Colo­nie von Vil­len und Som­mer­fri­schen“ ent­stand. Ein 1883 an der Baut­z­ner Land­stra­ße errich­te­ter Gedenk­stein erin­nert noch heu­te an sein Wir­ken. Ihm folg­te der Arzt Dr. Hein­rich Lah­mann, der 1888 sein gleich­na­mi­ges Sana­to­ri­um eröff­ne­te. Hier stan­den die gesun­de Lebens­wei­se und Natur­heil­ver­fah­ren im Mittelpunkt.

Stei­gen­de Gäs­te­zah­len (von 4.000 auf 12.000 im Jahr 1914) bestä­tig­ten die beson­de­re Lage des Ortes man weil­te in der Natur, brauch­te aber die kul­tu­rel­le Viel­falt der nahen Stadt Dres­den nicht zu mis­sen, wirk­ten aber auch ver­än­dernd auf ihn ein. Durch den Bau zahl­rei­cher Vil­len und der Ansied­lung vie­ler Geschäf­te und Cafés erhielt er nach der Jahr­hun­dert­wen­de sei­nen städ­ti­schen Cha­rak­ter und wur­de zuneh­mend zu einer geho­be­nen Wohngegend.

Der 1876 gegrün­de­te Ver­schö­ne­rungs­ver­ein gestal­te­te einen Teil der Dresd­ner Hei­de zum Wald­park mit einem Kon­zert­platz um, initi­ier­te die Ein­füh­rung von Stra­ßen­na­men und sorg­te mit Som­mer- und Win­ter­fes­ten für eine hohe Attrak­ti­vi­tät des Ortes. 1912 kam mit dem Kauf und der Umset­zung des chi­ne­si­schen Aus­stel­lungs­pa­vil­lons der 1. Inter­na­tio­na­len Hygie­ne­aus­stel­lung im Wald­park auch eine attrak­ti­ve Lese­hal­le für die Kur­gäs­te hinzu.

Eingemeindung nach Dresden und die „Goldenen Zwanziger“

Im Janu­ar 1921 erfolg­te die Zwangs­ein­ge­mein­dung von Wei­ßer Hirsch nach Dres­den. Der neue Dresd­ner Stadt­teil erhielt die Bezeich­nung Kur­ort Wei­ßer Hirsch-Dresden.

Nach­kriegs­zeit und Infla­ti­on sowie der stei­gen­de Ver­kehr auf der Ver­bin­dungs­stra­ße nach Baut­zen erschwer­ten die Wie­der­auf­nah­me alter Tra­di­tio­nen. Neue Anrei­ze muss­ten geschaf­fen wer­den. Dazu gehör­te die Suche nach Heil­was­ser in der Dresd­ner Hei­de, doch die 1926 gegrün­de­te Moor­bad AG ging bank­rott. Was blieb, war das Was­ser der „Wei­ße Hirsch Heil­quel­le“, das ab August 1928 auf dem Kon­zert­platz in einem Trink­häus­chen gereicht wur­de. 1930 war das Luft-und Schwimm­bad in Bühl­au fer­tig, 1932 wur­de der Golf­platz in der Dresd­ner Hei­de erst­mals bespielt.

Der Kur­be­trieb erleb­te einen neu­en Auf­schwung. Jetzt waren es über­wie­gend Künst­ler, die es auf den Wei­ßen Hirsch zog. Es eta­blier­te sich, neben dem Kur­be­trieb, etwas völ­lig neu­es, das typi­sche „Bohéme“Leben der 1920er Jah­re. So waren in die­ser Zeit vie­le bekann­te Schrift­stel­ler, Schau­spie­ler und Sän­ger Gäs­te des Wei­ßen Hirsch.

Die Poli­tik des Drit­ten Rei­ches mach­te auch vor dem Wei­ßen Hirsch nicht halt. Mit dem Erlass der Nürn­ber­ger Geset­ze im Jahr 1935 ließ der Besuch aus­län­di­scher Gäs­te nach, star­ke Ein­schrän­kun­gen gab es wie über­all für jüdi­sche Kur­gäs­te. Nach dem 9. Novem­ber 1938 ver­lie­ren sich auch die Spu­ren jüdi­scher Pen­si­ons­be­sit­zer, und an der Mord­grund­brü­cke ver­kün­det ein Schild: „Der Wei­ße Hirsch ist juden­frei.“ So bleibt die­se Zeit ein schwar­zes Kapi­tel in der Geschich­te des berühm­ten Kur­or­tes Wei­ßer Hirsch.

Mit Beginn des 2. Welt­krie­ges kam der Kur­be­trieb erneut zum Erlie­gen. Die Sana­to­ri­en wur­den ab 1940 vor­wie­gend als Laza­ret­te genutzt, nach dem Bom­ben­an­griff auf Dres­den am 13. Febru­ar 1945 auch als Auf­fang­la­ger und Ver­sor­gungs­stel­le für Flüchtlinge.

Der heutige Stadtteil von Dresden

Nach 1945 konn­te es kaum einen Neu­be­ginn für den Kur­be­trieb geben. Die ver­än­der­ten gesell­schaft­li­chen Bedin­gun­gen durch die Grün­dung der DDR waren ein Grund dafür, aber auch zuneh­men­der Ver­kehr auf der Baut­z­ner Land­stra­ße. Wich­ti­ge­re Ziel­stel­lun­gen des Wie­der­auf­baus und geän­der­te Anfor­de­run­gen an Kur­or­te tru­gen dazu bei.

Das Lah­mann­sche Sana­to­ri­um war bis zum Abzug der rus­si­schen Streit­kräf­te aus Deutsch­land 1993 Laza­rett der Sowjet­ar­mee, ande­re Sana­to­ri­en wur­den als Kin­dero­der Lehr­lings­wohn­hei­me genutzt.

Aber die Anzie­hungs­kraft des Wei­ßen Hirsch war nicht ver­lo­ren, vie­le Künst­ler und Kul­tur­schaf­fen­de, Wis­sen­schaft­ler, auch Poli­ti­ker, nah­men auf dem Wei­ßen Hirsch ihren Wohn-oder Alters­sitz. Der Wei­ße Hirsch hat sich wie­der zu einer geho­be­nen Wohn­ge­gend entwickelt.

Forschungsinstitut Manfred von Ardenne

Eine völ­lig neue Kom­po­nen­te kam 1954 mit der Grün­dung des For­schungs­in­sti­tu­tes Man­fred von Arden­ne dazu. Mit den Erfol­gen des Insti­tu­tes wur­de der Wei­ße Hirsch nun auch welt­weit als Ort der Wis­sen­schaft bekannt und konn­te in mit den Leis­tun­gen zur Medi­zin­tech­nik an den durch Lah­mann ent­stan­de­nen Ruf anknüpfen.

Infol­ge der zer­stör­ten Dresd­ner Innen­stadt fand das kul­tu­rel­le Leben nach dem Krieg in den Rand­ge­bie­ten statt. So auch auf dem Wei­ßen Hirsch. Das Park­ho­tel mit sei­ner Kaka­du­Bar, die Park­licht­spie­le und nicht zu ver­ges­sen die Ver­an­stal­tun­gen auf dem Kon­zert­platz in der Dresd­ner Hei­de zogen vie­le Besu­cher an. Die poli­ti­sche Wen­de in der DDR und der Bei­tritt zur Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land brach­ten für die Bür­ger des Wei­ßen Hirschs erneut vie­le Ver­än­de­run­gen. Sie beinhal­te­ten auch die Chan­ce, dem Ort wie­der etwas von sei­nem alten Glanz zurück zu geben.

Verschönerungsverein Weißer Hirsch / Oberloschwitz

Den Wei­ßen Hirsch auch für Gäs­te wie­der attrak­ti­ver zu machen, die noch erhal­te­nen Natur­be­din­gun­gen zu wah­ren und zu schüt­zen und ohne in Nost­al­gie zu ver­fal­len an alte Kur­ort­tra­di­tio­nen anzu­knüp­fen ist das Ziel der im 1993 wie­der gegrün­de­ten Ver­schö­ne­rungs­ver­ein enga­gier­ten Bürger.

Inzwi­schen kann der Ver­ein auf eini­ge Erfol­ge zurück­bli­cken. 1997 wur­de gemein­sam mit der Stadt­ver­wal­tung und der Duss­mann-Stif­tung die Grün­an­la­ge des Rat­haus­par­kes rekon­stru­iert und der Brun­nen mit einer der alten Hygiea nach­emp­fun­den neu­en Figur geschmückt.

In der Dresd­ner Hei­de ent­stand für die Kin­der ein Wald­spiel­platz und die Hol­de-Frau­en-Brü­cke in der Hei­de wur­de 2001 neu auf­ge­baut. 2003 erfolg­te der Wie­der­auf­bau der Per­go­la am Ein­gang zur Hei­de in der Stech­grund­stra­ße. Die Anla­ge um das Künt­zel­mann-Denk­mal und der Künt­zel­mann­platz wur­den neu gestaltet.

Im Jahr 2009 begann auch auf dem Kon­zert­platz Wei­ßer Hirsch ein neu­es Kapi­tel. Der neue Betrei­ber sorgt mit zahl­rei­chen Ver­an­stal­tun­gen für neu­es Leben. Der Ver­schö­ne­rungs­ver­ein hat­te mit sei­nen tra­di­tio­nel­len Hirsch­fes­ten im Som­mer dafür gesorgt, dass die­ser schö­ne Platz inmit­ten der Natur für die Bewoh­ner von Wei­ßer Hirsch und Besu­cher der Dresd­ner Hei­de nicht ver­lo­ren geht.

Zur Ret­tung der Lese­hal­le aus den Zei­ten des Sana­to­ri­ums­be­trie­bes hat sich 2005 der Ver­ein Chi­ne­si­scher Pavil­lon zu Dres­den e. V. gegrün­det, der die Sanie­rung die­ses Gebäu­des zum Ziel hat. Durch Spen­den finan­ziert der Ver­ein die denk­mals­ge­rech­te Sanie­rung des ein­zig ori­gi­nal chi­ne­si­schen Bau­werks in Deutschland.

© Text:Verschönerungsverein Wei­ßer Hirsch/Oberloschwitz, www.dresden-weisser-hirsch.de

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