Freital das “freie Tal”
Zu seinem 100 jährigen Stadtjubiläum präsentiert die Große Kreisstadt Freital den Tag der Sachsen 2021
1921 bis 2021 – 100 Jahre Freital
1921 schlossen sich als erstes die Ortschaften Döhlen, Potschappel und Deuben zu einer neuen, richtungsweisenden Stadt zusammen. Nach einem Vorschlag des Bergarbeitersohnes und Gemeinderates Hermann Henker wurde diese Freital “freies Tal” genannt.
Bis heute vereint Freital 25 ehemals selbstständige Ortschaften und verschiedene Siedlungen. Der Steinkohlebergbau spielt schon lange keine Rolle mehr. Seit 2003 erinnern zwei Fördergerüste – jeweils einer in Freital Zauckerode und einer in Freital Burgk – als Denkmal an diese bewegte Geschichte, die Stadt und Landschaft in so einzigartiger Weise geprägt hat.
In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich Freital zu einer freundlichen, hellen Stadt mit äußerst reizvollem Umland. Der Großteil der bestehenden Häuser wurde saniert, so manches neu gebaut.
Pensionen, Gasthäuser und Hotels ziehen immer mehr Touristen an, die den Charme der ehemaligen Bergbaulandschaft zu schätzen wissen. Die Nähe zum Tharandter Wald lädt zum Wandern ein.
Freital, vom Bergbau geprägt, umgeben von herrlicher Natur
Zu Füßen des 352 m hohen und dichtbewaldeten Windbergs liegt die Große Kreisstadt Freital. Als sich die ersten Siedler im Tal der Weißeritz niederließen, ahnten sie noch nicht, dass der Steinkohleabbau einmal zu einem explosionsartigen Bevölkerungszustrom und zur Gründung einer hervorragend ausgestatteten Industriestadt führen würde, deren Erzeugnisse weithin einen guten Ruf genießen. Vielmehr verdienten sie ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft und verkauften ihre Produkte u.a. in der nahe gelegenen Residenzstadt Dresden.
Bergbau in Freital
Der erste Steinkohlefund ist aus dem Jahre 1542 historisch dokumentiert. Mit einfachsten Mitteln wurden an den unterschiedlichsten Orten die Bodenschätze abgebaut. Um 1750 bewohnten ca. 1.700 Menschen die Freitaler Region.
Am Anfang des 19. Jahrhunderts siedelten die ersten großen Steinkohlewerke an. Zu nennen wären hier die Königlichen Steinkohlewerke Zauckerode (gegr. 1806) und die Freiherrlich von Burgkschen Steinkohlenund Eisenhüttenwerke (gegr. 1819). Schnell kamen eine Vielzahl von Unternehmen der unterschiedlichsten Sparten hinzu, wie beispielsweise die Glasfabrik „Friedrichshütte“, Dampfkesselfabriken und die Sächsische Gussstahlfabrik Döhlen (gegr. 1855). Tausende Arbeiter und Bergleute strömten herbei, so dass mit der Industrialisierung der Bau von Häusern, Wohnungen, Straßen – kurz: die Neugestaltung der gesamten Region – einherging. Enge Arbeiterviertel entstanden unmittelbar neben großen Fabrikarealen. Später siedelten u.a. Fabriken zur Papier- und Kosmetikherstellung, der Chemie- und Bauindustrie, eine Porzellanfabrik sowie verschiedene Werkzeugmaschinenfabriken an. Bevölkerten 1890 ca. 30.000 Menschen die Region, waren es 1910 knapp 48.000 Einwohner.
Eine Vielzahl von Vereinen, Arbeiterorganisationen, Sport- und Ortsgruppen organisierte das gesellschaftliche Leben. Für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen wurde so mancher Streik ausgefochten. So machte das sogenannte „Tal der Arbeit“, auch „Rotes Wien an der Weißeritz“ genannt – der Großteil der Arbeiter und Bergleute waren politisch links gerichtet – in allen Bereichen von sich Reden.
Im Jahr 1869 ereignete sich ein katastrophales Grubenunglück. Bei einer riesigen Methangasexplosion kamen 276 Bergleute ums Leben. In Gedenken an diese Menschen wurde ein Denkmal am Segen-Gottes- Schacht errichtet.
Wilhelmine Reichard (1788 – 1848)
Eine der berühmtesten Bewohnerinnen der Stadt war wohl Wilhelmine Reichard. Sie war 1811 die erste Ballonfahrerin Deutschlands. Obwohl Sie im selben Jahr einen Absturz nur knapp überlebte, hielt sie an ihrer Leidenschaft fest. Jede ihrer Ballonfahrten gestaltete sich zu einem Ereignis mit Programm und vielen Zuschauern. Sie wurde von ihrem Mann Gottfried nach allen Kräften unterstützt.
1821 verwirklicht Gottfried Reichard einen weiteren Traum der Eheleute. Er eröffnet in Freital eine chemische Fabrik.
Von 1814 bis zu ihrem Tod im Jahre 1848 lebte Wilhelmine mit ihrer Familie in Freital. Das Haus auf der Reichardstraße befindet sich heute wieder in privaten Händen und wurde in den vergangenen Jahren liebevoll restauriert.
Blickt man an warmen, sonnigen Abenden an den Himmel, kann man die Luftfahrt-Pionierin mitunter sehen. Lächelnd schaut dann ihr Abbild von einem Heißluftballon auf uns herab.